Note „ungenügend“, Herr Doktor

Kölner Stadtanzeige online, Von Tanja Wolf 04.01.10

Informationsquelle für mündige Patienten oder Ärzte am Pranger? Bewertungsportale, in denen Patienten anonym Ärzte benoten können, sind umstritten. Können die Angebote wirklich helfen, einen guten Arzt zu finden?

Weil er einen Patienten nicht krankschreiben wollte, gab es für Dr. Christian Maxeiner eines Morgens eine böse Überraschung. Der wütende Patient hatte ihm eine Portion Pommes mit Ketchup und Majo an sein Praxisschild geschmiert. Das war vor zwölf Jahren. Heute könnte der Patient seinen Unmut digital verbreiten – abrufbar in aller Welt. So wie Lehrer, Krankenhäuser und Hotels bewertet werden, können Patienten auch Ärzte öffentlich loben und kritisieren. Für die einen ein Weg zu mehr Transparenz, für andere ein digitaler Ärztepranger. „DocInsider“, „CheckTheDoc“, „Healthpool“, „Topmedic“ oder „Imedo“ heißen die Bewertungsportale im Internet. Patienten können Punkte oder Noten geben – für die Wartezeiten, die Beratung, das Vertrauensverhältnis, die Praxisorganisation oder die fachliche Kompetenz.

„Ich fand diese Ärztin unmöglich“, schreibt zum Beispiel ein Patient über eine Hautärztin aus NRW. Sie habe die Entfernung eines Muttermals „mehr als schlampig durchgeführt“. Der Patient genießt dabei den Schutz der Anonymität – die Ärztin nicht. Eine Gratwanderung zwischen Meinungsfreiheit und Rufschädigung. Deshalb warnt der Hamburger Rechtsanwalt Philipp von Mettenheim vor allzu emotionalen Einträgen: „Das ist eine Quelle für eine massive Schädigung des betroffenen Arztes, zum Beispiel durch Patientenschwund. Letztlich ist der Verfasser rechtlich für seinen Eintrag verantwortlich – und könnte auch auf Schadenersatz verklagt werden.“

Wie finde ich den besten Arzt?

Beleidigungen dürfen nicht sein, Meinungsäußerungen schon, sagt deshalb der Gründer und Geschäftsführer von „DocInsider“, Ingo Horak. Für ihn geht es „um bessere Match-Chancen“ des Patienten: „Die zentrale Frage für jeden ist doch: Wie finde ich den besten Arzt? Und bisher bekommt der Patient dazu fast überhaupt keine Information.“ „Es gibt gute Ärzte und schlechte Ärzte“, meint auch Healthpool- und Securvita-Gründer Thomas Martens. Das will er öffentlich machen. „Die guten Ärzte wird das Feedback freuen.“ Er glaubt, dass damit die Rollen im Gesundheitswesen neu verteilt werden. Auch Prof. Frank Ückert, Leiter des Instituts für Medizinische Informatik der Universität Münster, ist sicher: „Es geht nicht um das ,Ob‘. Es geht um das ,Wie‘.“

Um das „Wie“ geht es auch der AOK. Der Krankenkassen-Marktführer mit knapp 24 Millionen Versicherten will im ersten Quartal 2010 seinen geplanten „Arzt-Navigator“ offiziell vorstellen, das Portal soll im zweiten Quartal 2010 in zwei oder drei Pilot-Regionen starten. „Wir wollen einen hohen wissenschaftlichen Standard“, sagt Kai Kolpatzik, Leiter Abteilung Prävention beim AOK Bundesverband. Deshalb arbeite man mit der Bertelsmann-Stiftung zusammen, die bereits den Krankenhaus-Führer „Weiße Liste“ entwickelt hat. Nach der Entwicklungsphase werde die AOK den Arzt-Navigator für alle Krankenkassen öffnen. … weiterlesen

Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Note „ungenügend“, Herr Doktor

  1. Ein guter Ansatz, solle man mal dran bleiben. Das wird in näherer Zukunft bestimmt noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Da habe ich doch schon gestern einen Artikel drüber gefunden? Gruß von Kornelia Kittel

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